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Paris, je t‘aime: Leben und arbeiten in der Stadt der Liebe (Teil 1)

Als die Zusage vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD) für das Fremdsprachenassistentenprogramm kam, und dann auch noch für die Stadt meiner ersten Wahl, war ich begeistert: Ich würde sieben Monate in Paris als Fremdsprachenassistentin die DeutschlehrerInnen bei den Unterrichtstätigkeiten unterstützen.

Wohnungssuche & Organisatorisches

Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, was die Wohnungssuche betraf, weswegen ich beschloss, vor Ort nach einer Bleibe in Frankreichs Hauptstadt zu suchen. Das Assistentenprogramm begann offiziell im Oktober, ich wollte jedoch schon einen Monat früher nach Paris ziehen, um mich schon einmal einzuleben. Im Juni fuhr ich dann für fünf Tage mit dem Thalys zur Gare du Nord und traf mich direkt mit einer französischen Freundin, die in Paris ein Praktikum machte und bei der ich während der Wohnungssuche unterkommen konnte. Annabelle warnte mich schon vor: Der Wohnungsmarkt in Paris sei „désastreux“.

Das bemerkte ich dann auch ziemlich schnell. Ich wollte unbedingt im Zentrum von Paris wohnen und nicht in einem der Vororte, denn wenn ich schon mitten in der Stadt arbeiten würde, wollte ich das Pariser Leben auch in vollen Zügen genießen können, ohne mich noch lange in die Métro oder den RER setzen zu müssen. Ich fing also zunächst an, die Zeitungen nach Wohnungsanzeigen zu durchforsten. Hauptquelle war dabei „PAP –De particulier à particulier“; Wohnungsanzeigen von Privaten an Private. Diese wirklich dicke Zeitung war vollgestopft mit Wohnungsanzeigen. Ich dachte mir, dass bei dieser großen Auswahl ja irgendetwas zu finden sein müsse, markierte die interessanten Anzeigen und machte mich ans Telefonieren. Ich besorgte mir eine Telefonkarte, schnappte mir die Zeitung und ging in die nächste Telefonzelle. Dazu muss man sagen, dass es zu der Zeit in Paris etwa 30 Grad waren und die Telefonzelle etwas von einer Sauna hatte. Ich wählte eine Nummer nach der anderen, und bekam im Grunde immer nur eine Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören, die mir häufig schon sagte, dass die Wohnung bereits vergeben sei. Ab und zu sprach ich tatsächlich mal mit einer „echten Person“, doch immer mit dem gleichen Ergebnis: Die Wohnung sei nicht mehr zu haben. Nach einigen Stunden des Telefonierens war ich körperlich und nervlich so ziemlich am Ende, so dass ich beschloss, in die Wohnung meiner Freundin zurückzukehren und den Rest des Tages mit der Suche im Internet zu verbringen. Ich fand zwar einige Wohngemeinschaften („colocations“), die sich ganz gut anhörten, für mich aber letztendlich trotzdem nie in Frage kamen, weil sie meistens „schwarz“ vermietet wurden und ich in dem Fall meinen Anspruch auf Wohngeld (CAF) verloren hätte. Da das französische Wohngeld für mich als zukünftige Arbeitnehmerin beinahe 50 % meiner Miete abdecken würde, wollte ich darauf natürlich nicht verzichten. Die Studentenwohnheime waren für die nächsten Monate komplett ausgebucht, genauso wie die „foyers d‘étudiants“. Ich wusste, dass die PAP immer donnerstags erscheint, also stand ich am Donnerstagmorgen früh auf, ging direkt zum Kiosk, als dieser gerade öffnete, kaufte mir die neue Ausgabe der PAP, markierte die relevanten Anzeigen und fing direkt wieder an, zu telefonieren. Überraschend war: Ich machte beinahe die gleiche Erfahrung wie am Tag zuvor. Zumindest konnte ich nach stundenlangem Telefonieren drei Wohnungsbesichtigungen vereinbaren. Die erste Besichtigung verlief recht positiv, der Vermieter schien zunächst ganz nett, die Wohnung (bzw. eher ein kleines Apartment) befand sich in einer guten Lage und der Preis war zwar hoch, aber damit musste man in Paris ja ohnehin rechnen. Außerdem war die Größe des Apartments mit 18 qm für Pariser Verhältnisse durchaus als „geräumig“ anzusehen. Als vom Vermieter jedoch die Frage kam, ob ich denn bereits ein französisches Konto hätte und ich verneinte, äußerte er nur, dass das kein Problem sei, wenn ich ihm die Miete für acht Monate im Voraus noch vor Einzug zukommen lassen würde. Dies war für mich natürlich keine Option, denn als Studentin hat man in der Regel keine derartig hohen Ersparnisse, außerdem wollte ich mich auf so einen Deal auf keinen Fall einlassen. Das Problem mit dem französischen Konto, war ebenfalls nicht zu lösen: Ich hatte bereits in Erfahrung gebracht, dass keine französische Bank bereit ist, ein Konto für jemanden zu eröffnen, der keinen Wohnsitz in Frankreich hat (der mit einem Mietvertrag belegt werden muss). Also schied diese Wohnung für mich aus, allerdings hatte ich ja noch zwei weitere Möglichkeiten. Wohnungsbesichtigung Nummer zwei hätte ich mir sparen können: Schon als ich in die Straße einbog, sah ich ca. 30 Menschen, die alle vor dem Haus warteten. Als der Besitzer eintraf, um die Wohnung zu zeigen, stellten sich alle in eine Schlange und warteten darauf, in kleinen Grüppchen hineingelassen zu werden. Als ich an der Reihe war, war ich zwar von dem kleinen Bungalow, der abgeschieden neben einem großen Wohnhaus stand, zunächst begeistert, ich vermisste jedoch eine Toilette. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass man die Toilette im Wohnhaus mitbenutzen müsse, die auch noch von anderen Parteien genutzt würde. Als ich mir diese ansah (defekte Toilettenbrille, unsauber, Pfützen auf dem Boden), war mir klar, dass diese Wohnung für mich definitiv nicht in Frage kommen würde. Daher lag meine ganze Hoffnung auf der dritten Besichtigung – meine letzte Chance, da ich am darauffolgenden Tag bereits wieder nach Deutschland zurückfahren würde. Dieses „Studio“ (auf dem Pariser Wohnungsmarkt meist eine Schönmalerei für „Besenkammer“) befand sich in der Nähe der Metrostation Convention im 15. Arrondissement in der Rue de la Convention, einer sehr schönen und langen Pariser Straße. Außerdem lag es im 7. Stock eines Wohnhauses, wo sich in den früheren Jahren die Zimmer der „chambres des bonnes“, der Dienstmädchen, befunden hatten. In der Regel befinden sich also günstige, kleine Zimmer in den oberen Etagen der Wohnhäuser. Als ich das Zimmer sah, war ich zunächst von seiner „Winzigkeit“ (8 qm) schockiert. Ich schluckte jedoch meinen Schock schnell herunter und versuchte, die Vorteile zu sehen: Man konnte aus dem Dachfenster den Eiffelturm sehen und es gab eine eigene Dusche, Toilette und Waschbecken. Auch eine winzige Kochzeile mit zwei Kochplatten und einem Kühlschrank waren vorhanden. Aus Platzgründen gab es außerdem ein Hochbett, unter dem man stehen konnte. Zwar konnte man sich in diesem Studio wirklich kaum bewegen, geschweige denn Besuch empfangen, aber ich hätte ein Bett zum Schlafen in einer guten Lage. Trotz des wirklich hohen Preises von 560 € Warmmiete sagte ich zu, weil ich einfach keine andere Alternative mehr sah.

Die Telefonangebote in Frankreich sind sehr günstig; so gibt es z.B. eine Flatrate für 30 Euro im Monat, die auch ins Ausland gilt und auch eine Internetflatrate beinhaltet. Eine Kündigungsfrist muss man in der Regel nicht beachten, wenn man angibt, ins Ausland zu verziehen.

Ein Konto habe ich schließlich bei der Société Générale eröffnet, wo ich zwar (geringe) Kontoführungsgebühren hatte, jedoch bei Eröffnung eine Gutschrift von 40 Euro bekommen habe, so dass das Konto für diesen Zeitraum im Prinzip nichts gekostet hat. Für die Eröffnung eines Kontos muss auf jeden Fall im Vorfeld ein „Rendez-vous“ vereinbart werden, das relativ lange dauert und für das man zahlreiche Unterlagen mitbringen muss. In dem Termin kann man sich dann aber ausführlich alles erklären lassen.

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