Schwere Entscheidung...

Bachelor- und Masterabschlüsse im Mittelstand

Der Bologna-Prozess hat für die Studierenden und die Hochschulen in Sachen Lehre vieles auf den Kopf gestellt. Nun haben die meisten Hochschulen die gröbsten Kinderkrankheiten des Implementierungsprozesses der Bachelor- und Masterstudiengänge abgestellt. Seit einigen Jahren sind die Absolventen mit den neuen Abschlüssen nun auf dem Arbeitsmarkt. Doch wie werden Bachelor- und Masterabschlüsse im Mittelstand anerkannt?

Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn hat auf Grundlage einer Befragung von Unternehmen (mindestens zehn Mitarbeiter; aus ausgewählten Wirtschaftssektoren) die Akzeptanz der Firmen für die neuen Studienabschlüsse untersucht.

Die Autoren der Studie fanden heraus, dass immer noch erhebliche Informationsdefizite auf Unternehmensseite bestehen. Zwar sei dem Gros der Befragten die Studienstrukturreform prinzipiell bekannt. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen räumte jedoch ein, nicht hinreichend über die Neuerungen im Hochschulsektor informiert zu sein. Dieser Befund gilt auch für Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Akademiker rekrutiert haben. Es bestand also ein Informationsdefizit, obwohl diese Unternehmen eher als andere veranlasst gewesen sein könnten, sich näher mit der Reform auseinanderzusetzen. Die Studie zeigt, dass den Unternehmen insbesondere Informationen hinsichtlich der Qualitätsmerkmale der Studiengänge und der Inhalte der Lehrpläne fehlen.

Die konkrete Bewertung der neuen Abschlüsse schwankt von Unternehmen zu Unternehmen sehr stark. Die Aussagen reichen von völliger Ablehnung bis zu großer Zustimmung. Bemerkenswert sei, dass ein von den Unternehmen konstatierte, dass erhöhter Schulungsbedarf bei den Absolventen der neuen Studiengänge – nicht nur für Bachelor- sondern gleichermaßen für Master-Absolventen – besteht.

Eine große Anzahl der Unternehmen hat zumindest eine leicht kritische Haltung gegenüber der Reform. Dennoch hat mehr als die Hälfte der Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Akademiker rekrutiert haben, Absolventen der neuen Studiengänge, vor allem Bachelor-Absolventen, eingestellt. Mittelständige Firmen stellten allerdings weniger Bachelorabsolventen ein als große Unternehmen.

Bereits vor der Reform zeichnete sich das deutsche Hochschulsystem durch eine große Anzahl verschiedener Studienangebote aus. Dies wurde durch die Studienstrukturreform noch verstärkt. Dadurch können Personalabteilungen von Firmen zwar gezielter Bewerber mit einem hohen Spezialisierungsgrad einstellen. Allerdings geht die große Vielfalt auch zu Lasten der Übersichtlichkeit. Dadurch steigert sich der Aufwand der Unternehmen, die passenden Mitarbeiter zu finden.

Es wird – nicht zuletzt durch die zunehmende Ausdifferenzierung hochspezialisierter Fachstudiengänge – in Zukunft verstärkt darauf ankommen, dass Unternehmen und Studierende beziehungsweise Absolventen gezielt Kontakt miteinander aufnehmen. Das Credo muss lauten: Je früher Unternehmen in Kontakt zu angehenden Akademikern kommen, desto besser. So können sie frühzeitig eine Beziehung aufbauen und den Übergang von der Hochschule in den Beruf partnerschaftlich gestalten.

dge

Wir freuen uns auf Eure Empfehlung!